Wo seid ihr? Wo muss ich denn hin? Achtung, hier geht´s runter! Wer ist denn hinter mir?
Solche Fragen und ähnliche verzweilfelte Hilferufe waren immer wieder zu hören. Warum? Weil wir nichts, aber auch wirklich nichts gesehen haben, nicht einmal die Hand vor Augen.
Unsere Klasse hatte heute einen Tagesausflug. Wir waren in Frankfurt im Dialogmuseum.
Zu Beginn mussten wir unsere Brillen abgeben, wenn wir welche hatten, bekamen einen Blindenstock in die Hand gedrückt und dann tauchten wir in die Dunkelheit ein.
Anfangs war es ein beängstigendes Gefühl für mich, nichts mehr zu sehen, aber irgendwie gewöhnte ich mich mit der Zeit daran. Wir wurden durch verschiedene Räume geführt. Im ersten befand sich ein Wald. Da musste man aufpassen, dass man nicht über Wurzeln stolperte. Anschließend gingen wir über eine Hängebrücke - furchtbar, es gab nur ein Geländer auf einer Seite! Nach etlichen Kurven kamen wir in einen Raum, in dem Musik gehört und erlebt werden konnte. Es ist krass, wie sehr man die Schwingungen wahrnimmt, wenn man nichts sieht. Danach stiegen wir in ein Boot und fuhren auf einem Gewässer. Schließlich gelangten wir noch zu einer Straße, die es zu überqueren galt. In einem anderen Raum standen etliche Gegenstände für die Kommunikation, die ertastet und erfühlt werden konnten. Ganz am Schluss kam die Dunkelbar. Dort konnte man sich an einer Theke etwas zu essen oder zu trinken bestellen. Und dann, endlich, nach ca. 1,5 Stunden durften wir wieder das Tageslicht sehen!
Ich finde es echt erstaunlich, wie schnell sich die anderen Sinne schärfen, wenn einer ausfällt. Alle Geräusche, z. B. die während der Bootsfahrt, die Musik und auch das, was ich so ertastet habe, nahm ich gleich viel intensiver wahr. Und doch bin ich froh, dass ich sehen kann. Es ist eine schreckliche Vorstellung, blind zu sein und diese Dunkelheit ständig um sich zu haben. Ich bewundere echt alle, die das betrifft und so gut damit klar kommen.
Ich fand es gut, sich in diese Welt mal einzufühlen. Das ist eine sehr wertvolle Erfahrung, die jeder mal machen sollte.
Freitag, 22. Februar 2008
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