Freitag, 22. Februar 2008

Verloren im Dunkeln

Wo seid ihr? Wo muss ich denn hin? Achtung, hier geht´s runter! Wer ist denn hinter mir?
Solche Fragen und ähnliche verzweilfelte Hilferufe waren immer wieder zu hören. Warum? Weil wir nichts, aber auch wirklich nichts gesehen haben, nicht einmal die Hand vor Augen.
Unsere Klasse hatte heute einen Tagesausflug. Wir waren in Frankfurt im Dialogmuseum.
Zu Beginn mussten wir unsere Brillen abgeben, wenn wir welche hatten, bekamen einen Blindenstock in die Hand gedrückt und dann tauchten wir in die Dunkelheit ein.
Anfangs war es ein beängstigendes Gefühl für mich, nichts mehr zu sehen, aber irgendwie gewöhnte ich mich mit der Zeit daran. Wir wurden durch verschiedene Räume geführt. Im ersten befand sich ein Wald. Da musste man aufpassen, dass man nicht über Wurzeln stolperte. Anschließend gingen wir über eine Hängebrücke - furchtbar, es gab nur ein Geländer auf einer Seite! Nach etlichen Kurven kamen wir in einen Raum, in dem Musik gehört und erlebt werden konnte. Es ist krass, wie sehr man die Schwingungen wahrnimmt, wenn man nichts sieht. Danach stiegen wir in ein Boot und fuhren auf einem Gewässer. Schließlich gelangten wir noch zu einer Straße, die es zu überqueren galt. In einem anderen Raum standen etliche Gegenstände für die Kommunikation, die ertastet und erfühlt werden konnten. Ganz am Schluss kam die Dunkelbar. Dort konnte man sich an einer Theke etwas zu essen oder zu trinken bestellen. Und dann, endlich, nach ca. 1,5 Stunden durften wir wieder das Tageslicht sehen!
Ich finde es echt erstaunlich, wie schnell sich die anderen Sinne schärfen, wenn einer ausfällt. Alle Geräusche, z. B. die während der Bootsfahrt, die Musik und auch das, was ich so ertastet habe, nahm ich gleich viel intensiver wahr. Und doch bin ich froh, dass ich sehen kann. Es ist eine schreckliche Vorstellung, blind zu sein und diese Dunkelheit ständig um sich zu haben. Ich bewundere echt alle, die das betrifft und so gut damit klar kommen.
Ich fand es gut, sich in diese Welt mal einzufühlen. Das ist eine sehr wertvolle Erfahrung, die jeder mal machen sollte.

Dienstag, 19. Februar 2008

Der daheim gebliebene Sohn


Er antwortete aber und sprach zu seinem Vater: Siehe, so viele Jahre diene ich dir und habe dein Gebot noch nie übertreten, und du hast mir nie einen Bock gegeben, dass ich mit meinen Freunden fröhlich gewesen wäre.
Nun aber, da dieser dein Sohn gekommen ist, der dein Hab und Gut mit Huren verprasst hat, hast du ihm das gemästete Kalb geschlachtet.
Er aber sprach zu ihm: Mein Sohn, du bist allezeit bei mir, und alles, was mein ist, das ist dein.
Lukas 15, 29-31
Alles was mein ist das ist dein. Krasse Aussage. Nehmen wir das Angebot des Vaters, also Gottes, wahr? Nennen wir alles auch unser eigen, was ihm gehört? Oder trauen wir uns nicht, Gottes Besitztümer zu beanspruchen?
Viele der Christen in der Welt verhalten sich so wie der daheim gebliebene Sohn. Sie kennen den Vater (oder denken das zumindest), sie dienen ihm, versuchen alles richtig zu machen. Dabei bemerken sie gar nicht, wie sie sich vom Herzschlag Gottes entfernen. Zwischen Gott und ihnen entsteht eine Distanz. Die Wärme der Liebesbeziehung geht verloren.
Helmut Blatt verglich diese Christen mit einem Kühlschrank. Er ist da, tut seinen Dienst, ist aber innerlich abgekühlt. Und wenn man die Kühlschranktür öffnet, macht er sie schnell wieder zu. Danach fängt er an zu brummen, da die Betriebstemperatur zu hoch ist und runtergefahren werden muss. Die Kühle tritt wieder ein.
Ich fand den Vergleich sehr treffend. Und ich muss mich selber fragen, wo ich stehe. Wie verhalte ich mich, wenn plötzlich Leute in der Gemeinde auftauchen, die zu Gott gefunden haben, die aber nicht den "äußeren Normen" entsprechen (Punks, Drogenabhängige, Obdachlose...) ? Ich wünsche mir, dass ich, dass wir diese Menschen bedingungslos annehmen können, so wie Gott sie annimmt. Lasst uns gemeinsam mit ihnen das Fest feiern und nicht verdrießlich zugucken und im Selbstmitleid vergehen, wo uns doch auch alle Reichtümer Gottes zu Verfügung stehen! Lasst uns unsere Kühlschranktüren öffnen und die Wärme spüren und wieder zum Herzen Gottes kommen und dort bleiben!

Montag, 18. Februar 2008

Endlich mal raus

Nach langem Warten war es soweit: Das Freizeitnachtreffen in Lemförde!
Am Freitag nach dem Mittagessen sind Yvonne und ich abgedüst und haben Marburg hinter uns gelassen. Wir hatten eine gute Fahrt ohne Staus und Blitzer :)
Das Mutterhaus hat echt interessante Gästezimmer. Wir waren im Altenheim untergebracht. Es war aber richtig schön da, eine tolle kleine Wohnung, mit viel Liebe hergerichtet. Am Abend bekamen wir noch netten Besuch von einer der Schwestern in Lemförde, die zufällig auch noch Dozentin bei uns am Bibs ist. Wir hatten gute Gespräche und sehr viel Spaß!
Der Samstag begann ganz ruhig, mit Ausschlafen, gemütlich frühstücken und Buch lesen. Nachmittags fand dann das Nachtreffen statt. Leider konnte die Hälfte von unserem damaligen Nordsee-Camp-Team nicht kommen. War sehr schade, aber da kann man nix machen...
Wir ließen die Freizeitwoche noch mal Revue passieren (im Fachjagon nennt man das auch reflektieren), konnten Feedback geben und in Erinnerungen schwelgen. Ein Wir-gucken-fast-500-Fotos-Marathon durfte natürlich nicht fehlen!
In diesem Sommer ist einiges auf dem Campingplatz passiert. Kinder haben Jesus gefunden und Erwachsene sind dem Glauben gegenüber offener geworden. Das macht Hunger auf mehr davon. Es ist ein anstrengender Dienst, der sich aber 100%-ig lohnt.
Das Nachtreffen klang dann am Sonntag mit dem Gottesdienst in der Mutterhausgemeinde aus. Der Prediger war ein Helmut (oder Hartmut?) Blatt, der Vater einer Schülerin vom Bibs. Die Predigt handelte vom Gleichnis des verlorenen Sohnes, aber nicht vom verlorenen, sondern vom daheim gebliebenen Sohn. War richtig gut und herausfordernd. Davon aber mehr im nächsten Post.
Alles in allem hatten wir ein sehr schönes und erholsames Wochenende. Mir tat es richtig gut, mal aus dem Bibs raus zu kommen und nicht an Schule, Hausarbeiten usw. zu denken. Ach ja, das Autofahren war kein Problem. Das war soooooo toll!!!! (vor allem sonntags, da waren die Straßen frei...)

Dienstag, 5. Februar 2008

Das Stöckchen - ein verspäteter Jahresrückblick

Das Jahr 2007 - ein Jahr mit Höhen und Tiefen, wie jedes Jahr, oder? Und doch war es ein einzigartiges Jahr mit vielen neuen Herausforderungen, Lernprozessen und Erfahrungen, ein Jahr, das so nie wieder kommt.

1.) Zugenommen oder abgenommen?
Wer mich kennt, weiß es.... und ich wünschte, es wäre anders

2.) Haare länger oder kürzer?
Mal kürzer, mal länger, aber im Schnitt länger

3.) Kurzsichtiger oder weitsichtiger?
Das ist gleich geblieben. Aber als ich meine Brille kaputt getreten hab, hab ich erstmal wieder gemerkt wie kurzsichtig ich bin...

4.) Mehr Kohle oder weniger?
Es lebe das Bafög! Leider wird es nicht mehr. Aber es reicht gerade so.

5.) Mehr ausgegeben oder weniger?
Ich befürchte mehr. Wird ja alles immer teurer.

6.) Mehr bewegt oder weniger?
Die Tendenz geht zu mehr, auch wenn es noch nicht genug war, fürchte ich.

7.) Der hirnrissigste Plan?
Bin mit einer Freundin bei strömenden Regen und Gewitter raus gegangen und wir haben uns voll regnen lassen. Es artete in eine Dusche unter einer kaputten Dachrinne aus....

8.) Die gefährlichste Unternehmung
Ich habe zusammen mit den zwei anderen Mitgliedern des so genannten Chaostrios drei Wochen meiner Sommerferien verbracht. Zwei davon waren ein Missionseinsatz auf einem Campingplatz. Ich glaub, wir haben uns sehr gut kennen gelernt und sind uns auch ein wenig auf die Nerven gegangen...
"Gefährlich" war das, weil keiner wusste, was uns so erwartet und welche Seiten an uns so sichtbar werden, wenn man tagtäglich auf engstem Raum aufeinander hockt.

9.) Die teuerste Anschaffung?
Das war ein Heimtrainer - um die Bewegungsarmut zu reduzieren und dabei meine kaputten Knochen und Gelenke zu schonen.

10.) Das leckerste Essen?
Ich sage nur: Hardy ist der beste Koch :)

11.) Das beeindruckendste Buch?
Ich liebe Biografien von lebendigen Christen und hab letztes Jahr sehr viele gute beeindruckende Bücher gelesen. Das letzte war von Tass Saada: Ich kämpfte für Arafat.

12.) Der ergreifendste Film?
Sehnsüchtig, Wie im Himmel

13.) Die beste CD?
Das ist ungeschlagen "Für den König" von Albert Frey und die Aufnahme unseres Kirchenchores von Mendelsohns "Elias"

14.) Die schönste Zeit verbracht mit?
Gott, meiner WG, Freunden, Familie und "Geschwistern im Herrn"

15.) Vorherrschendes Gefühl 2007?
Stress, Stress, Stresss

16.) 2007 zum ersten Mal getan?
Ich habe zum ersten Mal gepredigt. Einmal vor meiner Klasse und einmal vor "echten" Leuten - eine wertvolle Erfahrung!

17.) 2007 nach langer Zeit wieder getan?
Hab einen Chorsatz komponiert, der sogar gesungen wurde!

18.) Drei Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen?
Stress, Druck, 2 Monate Krankheit

19.) Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?
Da fällt mir grad nix ein...

20.) Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe?
Das waren so kleine Mutmach-Geschenke in unserer schlimmsten Stresszeit im Herbst.

21.) Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?
Freundschaft und Vertrauen

22.) Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat?
Ich mag dich sehr.

23.) 2007 war mit einem Wort?
herausfordernd

Montag, 4. Februar 2008

Johannes 14 und der Heilige Geist

Ich kann machen was ich will und hinkommen wo ich will, es scheint mich zu verfolgen. Ich kann nichts dagegen tun. Eine Predigt auf unserem Gemeindeeinsatz vor gut zwei Jahren, eine Predigt in meiner Gemeinde, in die ich hier gehe vor etwa drei Wochen, eine Predigt auf dem Mitarbeiterkongress fürs Christival letzte Woche und mehrere Erwähnungen in anderen Predigten und geistlichen Gesprächen mit völlig unterschiedlichen Personen! Was soll das? Ach ja, die Jahreslosung steht außerdem auch noch in Joh. 14...
Wenn Gott so oft und vor allem so gehäuft immer wieder ein Thema anschneidet und einen immer wieder mit demselben Bibeltext konfrontiert, dann hat das was zu bedeuten!!!!!

Joh. 14, 15-26:
15 Liebt ihr mich, so werdet ihr meine Gebote halten. 16 Und ich will den Vater bitten und er wird euch einen anderen Tröster geben, dass er bei euch sei in Ewigkeit: 17 Den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, denn sie sieht ihn nicht und kennt ihn nicht. Ihr kennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein. 18 Ich will euch nicht als Waisen zurück lassen; ich komme zu euch. 19 Es ist noch eine kleine Zeit, dann wird mich die Welt nicht mehr sehen, denn ich lebe, und ihr sollt auch leben. 20 An jenem Tage werdet ihr erkennen, dass ich in meinem Vater bin und ihr in mir und ich in euch. 21 Wer meine Gebote hat und hält sie, der ist´s, der mich liebt. Wer mich aber liebt, der wird von meinem Vater geliebt werden, und ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren. 22 Spricht zu ihm Judas, nicht der Iskariot: Herr, was bedeutet es, dass du dich uns offenbaren willst und nicht der Welt? 23 Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen. 24 Wer aber mich nicht liebt, der hält meine Worte nicht. Und das Wort, das ihr hört, ist nicht mein Wort, sondern das des Vaters, der mich gesandt hat 25 Das habe ich zu euch geredet, solange ich bei euch gewesen bin. 26 Aber der Tröster, der Heilige Geist, den mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.

Meine Gedanken (eigene und die aus verschiedenen Predigten):
Wir befinden uns mitten im Abschlussgespräch zwischen Jesus und seinen Jüngern. Er hält ihnen eine lange, lange Rede bevor er gefangengenommen und gekreuzigt wird. Ich glaube, die Jünger wussten nicht so richtig, was sie damit anfangen sollten - wie man unschwer an Judas` Nachfragen erkennen kann. Ich finde diesen Text geheimnisvoll, gedankenschwer spannend, verwirrend und ermutigend zugleich. Ich lese, was Jesus da sagt und kapier nur die Hälfte (wenn überhaupt).
Jesus geht nach Hause. Aber er lässt seine Nachfolger nicht allein. Er kommt in anderer Gestalt zu ihnen und in sie zurück, als Heiliger Geist, paracletos - Beistand. Er kommt ihnen dann näher als irgendjemand sonst. Er bewohnt seine Nachfolger. Sie sind sein Haus. Kein Wunder, dass die Engel neidisch werden könnten... Das gilt auch für uns als Jesu Nachfolger heute. Jesus ist in uns gegenwärtig. Er ist da. Immer! Daraus schließt sich, dass wir nicht erst um seine Anwesenheit beten müssen!
In Vers 17 steht, dass wir ihn kennen. Tun wir das wirklich? Wissen wir, wie Jesus ist, was er denkt, was er von uns will? Um das herauszufinden, müssen wir (wieder) lernen vor Jesus still zu werden, zur Ruhe zu kommen und auf ihn zu hören. Wenn Jesus schon eine WG in uns gründet und uns als Wohnung benutzt, können wir auch mit ihm kommunizieren, oder? Wir reden mit ihm und er mit uns. Das tun doch andere "normale" Menschen auch, die zusammen leben (im Normalfall). Und nicht nur Jesus wohnt in uns, eigentlich beherbergen wir die gesamte Trinität, Gott den Vater, Jesus den Sohn und den Heiligen Geist. Wenn ich mich da rein denke, haut es mich glatt um. Wißt ihr, was das heißt? Ich hab Gott, den Schöpfer nicht nur an meiner Seite, nein, in mir drin! Und damit auch alles, was IHN ausmacht! Seine Liebe und seine Kraft z. B. Glauben wir das? Glauben wir, dass wir damit die Werke tun können, die Jesus damals auf der Erde tat und noch viel größere dazu? Glauben wir, dass wir Gefangene frei machen, Kranke heilen und sogar Tote wieder auferwecken können? Glauben wir das wirklich?
Wenn wir Jesus lieben, werden wir seine Gebote halten. Dieser Punkt scheint wichtig zu sein, er taucht gleich zweimal auf. Wir sollten das tun, was Jesus uns sagt, das, was in seinem Wort steht und auch das, was er uns so sagt. Aber das darf halt nicht in starre Gestzlichkeit ausarten, sondern soll aus Liebe heraus geschehen. Jesus handelt auch aus Liebe zu seinem Vater. Es geht sogar soweit, dass er nur das tut und sagt, was der Vater, also Gott, ihm sagt und zeigt. Ich glaub, da hab ich noch viel zu lernen...
Puh, das ist zu hoch für mich, um es bis ins Letzte zu ergründen. Nur gut, dass wir den Heiligen Geist haben. Er wird uns alles das lehren und uns an alles erinnern, was Jesus gesagt hat. Kurz zusammengefasst sind es sechs Schlagworte, die im Text eine Rolle spielen und auch die Aufgabe des Heiligen Geistes beschreiben:
1. trösten
2. wohnen
3. offenbaren
4. lieben
5. lehren
6. erinnern

Ein Satz aus der Predigt von Prof. Eckstein (Uni Tübingen) ist mir noch besonders wichtig geworden: Es ist nicht unsere Aufgabe, Jesus auf dieser Welt zu vertreten.
Jesus wohnt in uns und handelt durch uns. Wir müssen nicht alles aus uns selbst heraus tun und überlegen, was Jesus wohl jetzt getan hätte. Wir können ihn persönlich fragen und das tun, was er uns sagt und ihn durch uns wirken lassen.